Das Rhumspringer Fastentuch

Das Rhumspringer Fastentuch

Die Tradition der Fastentücher reicht bis ins Mittelalter zurück. Während der Passionszeit werden Altar und bildliche Darstellungen Jesu mit dem Fasten- oder Hungertuch verhüllt, damit sich die Gläubigen im Gottesdienst ganz auf das gesprochene Wort konzentrieren können und sozusagen mit den Augen fasten. Hierauf geht auch die alte Redewendung „am Hungertuch nagen“ zurück. In der Regel wird es am Aschermittwoch aufgehängt und am Karsamstag wieder entfernt.
So geschieht es auch in unserer St. Sebastians Kirche seit nunmehr 60 Jahren. 1963/64 haben junge Mädchen der damaligen Jugendgruppe viele Stunden am Fastentuch gearbeitet. Angeleitet wurden sie von der alten, pensionierten Lehrerin, Fräulein Preiß, die älteren Rhumspringern noch gut bekannt sein dürfte und der Pfarrsekretärin und Haushälterin Frau Reithner. Das Tuch wurde im Pfarrhaus, im heutigen Büro des Pfarrers, auf einen großen Tisch gelegt und so konnten mehrere Mädchen gleichzeitig daran sticken. Zuvor hatte Frau Reithner die Motive mit Schneiderkreide auf den Stoff gezeichnet. Folgende Mädchen waren dabei:
                                               Gabi Gatzemeier           (+ geb. Jacobi)
                                               Marita Dündar               (geb. Weinrich)
                                               Christa Wagner             (geb. Schmiedekind)
                                                Waltraud Gatzemeier (geb. Jacobi)
                                                Waltraud Gottschlich (geb. Beckmann)
                                                Rita Krukenberg            (+ geb. Otto)
                                                Bärbel Jacobi                  (geb. Schmiedekind)

Gerade für den Hochaltar der Rhumspringer Kirche, der das Weihnachtgeschehen zeigt, finde ich das Anbringen eines Fastentuches sehr passend. Die Idee zum Fastentuch hatte damals vermutlich Pferrer Bernhard Voss, denn einen Pfarrgemeinderat gab es ja noch nicht. Eine der Stickerinnen sagte neulich: „Ich freue mich jedes Mal, wenn das Tuch wieder aufgehängt wird.“ Und laut unserem Küster Hermann Hose ist es immer noch von einer guten Beschaffenheit.
Aktuell sind uns ja vor allem die Fasten- Hungertücher, die das kath. Hilfswerk Misereor herausgibt, bekannt. Wir haben sie in der Vergangenheit in St. Sebastian schon mehrmals als Grundlage für Frühschichten in der Fastenzeit verwendet.
Rosemarie Jütte