Informationsabend zur Trauer- und Bestattungskultur
Informationsabend zur Trauer- und Bestattungskultur im Pfarrheim von Rhumspringe
Bereits im November 2016 hatte die Arbeitsgruppe Trauerpastoral des PGR einen Gesprächsabend über Pflege und Sterbebegleitung angeboten und dazu Frau Dorothea Röhse, die seit vier Jahren ehrenamtliche Beerdigungsleiterin ist, als Referentin eingeladen. Schon damals war geplant, einen weiteren Abend mit ihr und einem Bestatter über die heutige Beerdigungskultur zu gestalten. Am 16. Januar 2018 war es dann so weit und die sehr große Resonanc, 90 Personen waren gekommen, zeigte den Informationsbedarf zu diesem Thema. Nach der Begrüßung durch Pfarrer Grabowski und seine einleitenden Worte zum Ablauf des Abends hatte als Bestatter zunächst C. Albrecht Monecke das Wort. Seine Informationen über die Veränderungen im Beerdigungswesen waren allgemeiner Natur und über Vorgaben des Gesetzgebers, nicht aber über unterschiedliche Bestimmungen in den Satzungen der kirchlichen und kommunalen Friedhöfe in unserer Pfarrei. Wenn ein Arzt den Tod eines Menschen feststellt und den Totenschein ausgestellt hat, darf der Verstorbene im Normalfall noch bis zu 36 Stunden zuhause aufgebahrt bleiben. Dadurch ist Angehörigen Zeit gegeben, sich gebührend zu verabschieden. Bei der Wahl der Bestattungsform geht der Trend heute sehr stark in Richtung Feuerbestattung. Das hat verschiedene Gründe, z. B. auch, dass es keine Angehörigen mehr gibt oder sie die Grabpflege nicht leisten können. Sehr ausführlich erklärte Herr Monecke den Verbrennungsprozess im Krematorium, die Höhe der notwendigen Temperatur oder dass ein Schamottstein mit der Erkennungsnummer des Verstorbenen in seinen Sarg gelegt wird. Damit erübrigt sich die Frage, ob es sich in einer Urne auch tatsächlich um die Asche des jeweiligen Toten handelt. Edelmetalle von künstlichen Gelenken, die in der Asche zurückbleiben, werden vom Krematoriumbetreiber veräußert, und der Erlös wird caritativen Einrichtungen zugeführt. Urnen können vom Beerdigungsinstitut abgeholt oder auch per Post zugestellt werden. Bei großen Entfernungen oder wenn eine Seebestattung erfolgen soll, wird diese Möglichkeit genutzt. In Deutschland gibt es die Bestattungspflicht, also darf eine Urne nicht zuhause aufbewahrt werden. Auch über Beerdigungen im Friedwald, Erdbestattungen, allgemeine Liegezeiten, etwaige Abdeckungen von Grabstellen und wie der Gesetzgeber die Kostenübernahme der Beerdigungen von Verwandten geregelt hat, sprach der Referent. Einen Rat gab er am Schluß seiner Ausführungen: Erspartes Geld für die Beerdigung durch eine Vorsorgevollmacht abzusichern, so kann es nicht für eventuelle Pflege oder anderes herangezogen werden. Weil wir Christen an die Auferstehung am „Jüngsten Tag“ glauben, ist die Feuerbestattung von der katholischen Kirche zwar erlaubt, aber die Erdbestattung nach wie vor favorisiert. Zum Thema Beerdigungsleiter sprach Frau Dorothea Röhse aus Mingerode. Sie gehört zur Kirchengemeinde St. Cyriakus in Duderstadt. Als dort vor einigen Jahren Beerdigungsleiter gesucht wurden, hat sie nicht lange gezögert, sondern sich für dieses Amt ausbilden lassen. Durch ihren Beruf in der Altenpflege, ihr Mitwirken bei Hospizarbeit, auch durch Krankheit und Tod in der Familie hatte sie keine Berührungsängste auf dem Gebiet der Trauerpastoral. Zu ihrem Ausbildungskurs gehörten damals 14 Personen, und die kamen alle aus den unterschiedlichsten Berufsgruppen unseres Dekanates sowie Nörten/Osterode und Göttingen. Die Ausbildung umfasste 2 Module. 1. Sich mit theologischen Fragen und dem eigenen Tod auseinander zu setzen. Erst wenn man danach mit sich im Reinen ist, schließt sich das 2. Modul an. Es ist ein Werkstattseminar mit praktischen Stationen in der Kirche und am Grab. Ehrenamtliche Beerdigungsleiter erhalten von der Kirche den bischöflichen Auftrag für ihren Dienst „Mit der Osterbotschaft gestärkt für Tote und Trauernde“. Sie werden vom Pfarrbüro angefragt, wenn sie eine Beisetzung übernehmen sollen. Manchmal kommt allerdings auch aus der Familie eines Verstorbenen der Wunsch, dass gerade sie diesen Dienst übernehmen mögen. Sie führen dann das Trauergespräch, bereiten den Gottesdienst mit Ansprache vor und leiten die Beisetzung. Bei Bedarf stehen sie Trauernden auch nach der Beerdigung für ein Gespräch zur Verfügung. Für Dorothea Rhöse ist Tote zu bestatten ein großer Liebesdienst. Als sie betroffen eine Beisetzung schilderte, bei der nur sie und der Bestatter zugegen waren, weil es im Vorfeld ein Hin und Her um die Kostenübernahme gegeben hatte, waren auch die Zuhörer sehr berührt. Am Ende ihrer Ausführungen war ihr noch ganz wichtig zu sagen, dass Beerdigung durch einen Laien eines ganz sicher nicht ist, Beerdigung zweiter Klasse! Pfarrer Werner Holst berichtete anschließend über seine Erfahrungen mit Sterbenden, wie ihnen das Gebet, ein Kirchenlied, die Krankensalbung oder auch nur die Gegenwart ihrer Angehörigen geholfen haben, ruhig zu werden, diesen letzten Weg zu gehen. Er empfahl auch Familien, Kinder nicht von Tod und Trauer fernzuhalten, denn beides gehöre zum realen Leben. Dass zunehmend Menschen immer weniger Zugang zu religiösen Beerdigungsritualen haben, erlebt auch Pfarrer Markus Grabowski in seinem Dienst. Manchmal wird sogar der Wunsch geäußert, samstags zu beerdigen, um keinen Urlaubstag nehmen zu müssen. Nur wenige Fragen wurden am Ende der Vorträge gestellt, denn alle Beteiligten hatten ausgesprochen gut, ausführlich und vor allem respektvoll zum Thema des Abends informiert!
Rosemarie Jütte