Zauberhafte Momente am Höherberg
Festamt und Lichterprozession mit Bischof Heiner Wilmer
Am 15. August feiert die katholische Kirche das Hochfest „Mariä Aufnahme in den Himmel“. Aus diesem Grund lud Pfarrer Kaminski um 18.30 Uhr zum 21. Mal zu einem Festamt auf den Höherberg ein. Bischof Wilmer hatte sein Kommen als Hauptzelebrant zugesagt und stand mit weiteren Priestern am prächtig geschmückten Freialtar der Höherbergkapelle.
Zuvor wurde der Bischof unter den hohen alten Linden, an unserem Wallfahrtsort mit dem überwältigenden Rundumblick in die heimatliche Landschaft, von den „Pfiffigen Orgelpfeifen“ aus Bodensee musikalisch empfangen.
Eine halbe Stunde später eröffnete Pfarrer Kaminski an diesem lauschigen Sommerabend die Festmesse und begrüßte in der „Guten Stube des Eichsfelds“ die zahlreichen Pilger, Bischof Wilmer, die Ehrengäste, alle in kirchlichen Diensten und den Rhumspringer Männerchor, der den Gottesdienst, wie schon in den vorherigen Jahren ausdrucksstark musikalisch mitgestaltete. Besonders erwähnte Kaminski dabei eine Dame aus Hamburg, die extra von weit her angereist war, weil sie von der eindrucksvollen Stimmung und der wundervollen Atmosphäre auf dem Höherberg erfahren hatte.
Nachdem der Bischof seine Begrüßungsworte gesprochen hatte, begann der Männerchor sein Repertoire mit dem Lied „Friede den Menschen auf Erden“, ein Lied, das den Anwesenden in diesen unruhigen Zeiten aus der Seele sprach. Nach der Lesung von der „Sternenkranzmadonna“ aus der Offenbarung des Johannes erklang „Große Freude schenkt mir der Herr“. Männerchor und Gemeindegesänge wechselten sich ab.
In der Predigt berührte Wilmer die Herzen der Menschen. Nach einem kurzen geschichtlichen Abriss des Wallfahrtsortes und der 14 Nothelfer, erwähnte er, dass in der Zeit des Nationalsozialismus den Pfadfindern eine Zusammenkunft auf dem Höherberg strengstens untersagt wurde. Trotzdem organisierten sie sich auf den umliegenden Bauernhöfen, um ihren Glauben zu leben. Der Höherberg war schon früh ein Ort des Widerstands. Wilmer betonte, dass diese Stätte bis heute eine bedeutende Funktion für die katholischen Christen in Deutschland habe.
„Wer glaubt, ist nicht allein“, resümierte er.
Anschließend vollzog der Bischof die Kräuterweihe und ging dabei durch die Reihen der Wallfahrer. „Wir verbinden diese Handlung mit dem Segen Gottes, seinem Wohlwollen“, betonte er.
Nach dem Gottesdienst, dem Einbruch der Dunkelheit, zündeten die Pilger ihre Kerzen, mit einem roten Windschutz versehen, an. Für die Prozession um die Wallfahrtskapelle reihten sich die zahlreichen Gläubigen in eine endlose Schlange ein, in ihrer Mitte die angestrahlte, leuchtende Gottesmutter. Es war ein riesiges Lichtermeer entstanden, begleitet durch die Gesänge von Männerchor (Strophe) und Pilgern (Refrain). Die alten Marienlieder klangen weit hinaus über das Land, wobei die Sänger den Schutz, den Segen und die Hilfe Marias erflehten. Manch einer bekam eine Gänsehaut von den tiefen Eindrücken und dem Zauber, den dieser Moment hinterließ. Dieser Gottesdienst war ein ganz besonderes spirituelles Erlebnis.
Monika Adam